Interview mit Falke327 (Hacker)

Interview mit Falke327 (Hacker)

Hallo Falke327,

vielen Dank, dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast.

Wir sind ständig auf der Suche nach Persönlichkeiten und da wurden wir auf dich aufmerksam.

1. Kannst du dich bitte in kurzen Sätzen für die Leser vorstellen? Hi, ich bin falke327 und arbeite als Softwareentwickler bei einem
mittelständischen Software-Unternehmen. Ich habe an der TU Darmstadt Informatik studiert und habe dort 2016 meinen Bachelor SC. Abschluss erlangt. Seitdem arbeite ich im Industriebereich und habe an verschiedenen Pricing und CRM Lösungen sowie Integrationslösungen mitentwickelt.

2. Wie bist du zur IT gekommen? Das Interesse an Computern war, glaube ich, bei mir schon immer da. Aber lass‘ mich mal überlegen. Ich habe ungefähr in der 10. Klasse auf einem uralten Laptop mein erstes Linux installiert. Das war ein Ubuntu 6.06 Dapper Drake von irgendeiner ct Heft-CD, glaube ich. Auf dem System habe ich dann meine ersten Spielereien mit C begonnen. Ich hatte dafür sogar ein Buch gekauft. „C in 21 Tagen“, das liegt hier immer noch rum. Von hieran war ich angefixt.

Ich denke, meine Eltern haben das auch gemerkt. Jedenfalls hatten sie nichts dagegen, dass ich in der 11. Klasse auf eine technische Schule wechseln wollte. Dort hatte ich dann Elektrotechnik und Informatik als Hauptfächer (kein Kunst oder Musik mehr, auch keine zweite Fremdsprache). Die Schule hatte eine gute Ausstattung, was damals absolut nicht üblich war. Selbst richtige Informatiklehrer hat es gegeben. Die kamen teilweise auch aus der Industrie, was dann aber doch schon eine Weile her war. Jedenfalls habe ich dann dort mit Turbo Pascal das richtige Programmieren gelernt. Das war eben das, was der Lehrer konnte. Aber mal ehrlich. Die Sprache, mit der man lernt, ist nicht so wichtig. Man muss die Konzepte verstehen. Nach meinem Abitur habe ich dann erst Lehramt studiert, dann noch Physik als Zweitfach. Das habe ich dann aber doch aufgegeben und nur Informatik zu Ende studiert.

3. Wie sieht ein „typischer“ Arbeitsalltag bei dir aus? Puh, ich würde sagen, den gibt es gar nicht. Wir sind, wie wahrscheinlich die meisten IT-Firmen, stark unterbesetzt. Das heißt, es gibt immer viel Arbeit, häufig für mehr als einen Kunden am Tag, je nachdem, wie die Prioritäten gesetzt werden. Wenn ich morgens anfange, prüfe ich in der Regel mein Support-Postfach danach, ob etwas reinkam. Wenn es sich schnell fixen lässt, mache ich das meistens gleich, bevor alle anderen anfangen zu arbeiten und die ganzen Meetings beginnen.

Wenn es länger dauert, schreibe ich ein Bugticket für später. Danach gibt es meistens ein bis zwei Dailies zur Abstimmung mit den Kollegen.
Wer braucht was, wann und von wem. Danach wird der restliche Tag geplant. Da wir mit Kollegen, Partnern und Kunden aus Deutschland, Indien, USA, Japan, Tschechien und Kroatien zusammen arbeiten, muss man evtl. auch längere Pausen einplanen, um dann am Abend noch in einen Call gehen zu können. Na ja und dann geht es an die Umsetzung von Features, Spezifikationen, Dokumentationen, das Testen, die Kundenabstimmung usw.

4. Wie hast du deinen jetzigen Arbeitgeber gefunden? Ja, ich weiß, nach dem Studium ist man da manchmal noch etwas planlos, es geht dann einfach was Neues los. Ich habe dann in den Online-Jobportalen gesucht und Bewerbungen geschrieben. Als Entwickler bekommt man eigentlich immer eine Antwort und meistens auch direkt mit einer Einladung zum Gespräch. Ich wüsste von keinem, der nicht nach ein paar Wochen immer noch nichts gehört hätte. Ich habe mich für das entschieden, was am besten für mich klang und habe das einfach gemacht. Irgendwann gingen die Vorstellungen darüber, was man machen soll und wie es mit Gehalt aussieht, auseinander, woraufhin ich mir einen neuen Job gesucht habe.

Dort lief es erstmal gut, aber irgendwann gingen auch dort die Forderungen los und ich wurde zunehmend unzufrieden. Bei meinem zweiten Arbeitgeber wurde mir vieles versprochen und fast nichts davon eingehalten, vor allem in Bezug auf meine Aufgaben und Reisebereitschaft. Na, jedenfalls habe ich weitergesucht und ein Freund meinte, ich sollte es vielleicht trotzdem nochmal bei meinem ersten Arbeitgeber versuchen. Na ja, das habe ich gemacht und seitdem läuft es super. Ich lasse mir trotzdem nicht mehr alles gefallen und sage auch mal Nein, wenn ich eine Aufgabe nicht gerne ausführe oder nicht beherrsche. Das kann ich allen nur mitgeben. Man muss sich nicht alles gefallen lassen, aber immer, wenn man etwas ablehnt, sollte man auch eine Alternative erbringen können, was stattdessen sinnvoller sein könnte.

5. Kann man auch als Quereinsteiger deinen Job durchführen oder sagst du, dass ein Informatikstudium essentiell für die Tätigkeit ist? Früher hätte ich wahrscheinlich gesagt, ja, muss unbedingt sein. Das hat mit Stolz zu tun. Warum sollte jemand, der nicht so lange an der Uni saß, das genauso gut können? Heute sehe ich das anders. Wir brauchen jeden, der seinen Job gut ausführt. Wenn er das selbst gelernt hat, ist das okay. Es ist sicherlich von Vorteil, wenn man aus einem anderen IT-Beruf kommt. Ich kenne mittlerweile viele gute Entwickler, die als Fachinformatiker angefangen haben. Jeder von ihnen liefert gute Arbeit ab.

Wichtig ist, dass man niemals aufhört zu lernen. Es wird immer etwas geben, das man noch nicht kennt oder noch nie mit konfrontiert worden ist. Bei uns im Team planen wir einmal im Monat ein Entwicklertreffen, an dem wir unter uns sind. Dort können wir uns über unsere Arbeit austauschen und voneinander lernen. Jeder bereitet mal ein Thema vor, das er den anderen vorstellen möchte oder wir diskutieren über bestimmte Vorgehensweisen oder Release Notes von Partnersoftware. Ich sage immer „Man kann von jedem etwas lernen, die Kunst ist zu erkennen, was.“ Und damit meine ich alle, von deinem Bäcker bis hin zu deinem Kunden, der dir ständig mit neuen Anforderungen auf die Nerven geht und dann fröhlich mit einer unrealistischen Deadline winkt.

6. Mit welchem Thema beschäftigst du dich aktuell an deinem Arbeitsplatz? Das geht leider schon sehr in die Richtung von Dingen, über die ich nicht reden kann. Über Kundenthemen öffentlich zu sprechen, ist Tabu. Ich kann sagen, ich beschäftige mich mit Integrationslösungen in Java mit Apache Camel als Framework. Im Moment habe ich auch ein paar Altlasten in Java 8, die schrittweise auf die neueste Version geupgraded werden müssen.

7. Wie würden Freunde dich beschreiben? Ewiger Perfektionist, immer leicht genervt ;P Ja, vermutlich finde ich immer irgendwas, das man verbessern könnte. Ich habe klare Vorstellungen davon, wie meine Welt auszusehen hat. Da bekommt auch gelegentlich mal jemand meine Meinung zu hören, die er so vielleicht nicht wollte. Ich bringe aber gerne Dinge voran, die ich mir in den Kopf gesetzt habe, oder die
man mir anvertraut hat. „Immer leicht genervt“ ist natürlich Spaß. Aber es stimmt schon, ich lasse mich ganz gerne auch schon durch Kleinigkeiten ärgern.

8. Was war das schönste Erlebnis, das du während der Arbeit erlebt hast? Also beruflich ist es auf jeden Fall immer ein schönes Gefühl, wenn nach Monaten an Arbeit an einem Projekt, die erste Version bei einem Kunden produktiv genommen wird. Du weißt dann einfach, dass deine Arbeit Teil von etwas Großem ist und vielleicht noch viele Jahre verwendet wird. Noch besser ist das selbstverständlich, wenn du selbst auch der Meinung bist, dass du gute Arbeit geleistet hast.

9. Wo siehst du dich in 10 Jahren? Ich würde annehmen, in einem Senior Expert Profil. Oder als Solution Architekt. Meine bisherige Erfahrung sagt mir, je mehr Erfahrung du als Entwickler hast, umso weniger wirst du selbst Code schreiben. Das ist leider so, weil deine
Expertise auf einer anderen Ebene gebraucht wird. Du entscheidest, wie eine Lösung aussehen wird und andere die dann nachkommen, werden diese im Wesentlichen schreiben. Ich bin jetzt schon an einem Punkt, an dem ich deutlich mehr Code von anderen lese, als ich selbst schreibe. Deshalb ist es auch wichtig, immer mal ein kleines Projekt für sich privat am Laufen zu haben. Und sich einfach mal wieder richtig die Hände schmutzig zu machen. 😉

10. Was war das Kurioseste, was dir während der Arbeit passiert ist? Ich würde sagen, das war damals, als wir einem Kollegen ein cooles Geburtstagsgeschenk machen wollten. Er war an dem Tag nicht im Büro und einer von uns hatte die Idee, ihm eine Drohne zu kaufen. Der ist dann wirklich in der Mittagspause los und hat eine besorgt und wir alle mussten die natürlich im Büro testfliegen. Immer schön den Gang entlang und am Empfang vorbei bis in die Küche und wieder zurück. Die Sekretärin dort muss gedacht haben, wir sind endgültig durch.

11. Welche 3 Dinge würdest du auf eine einsame Insel (ohne Internet) mitnehmen? Hm, eine Spülmaschine. Und wenn es dort keinen Strom gibt, dann, um zu bewundern, was für eine tolle Erfindung das Teil ist. Während meines Studiums hatte ich keine und ich habe es gehasst. Dann noch ein GPS und ein Satellitentelefon, wenn ich auf die Einsamkeit keine Lust mehr habe. Ansonsten hoffe ich mal, dass die Insel irgendwo im Norden ist, sodass ich auf einen Berg steigen und die Einsamkeit genießen kann. Ich liebe das Wetter in der Nordatlantik, in der Karibik ist mir zu viel Sonne.

12. In welchem Bereich der IT siehst du die Zukunft? Das ist schwer zu sagen. Ich versuche immer die Trends zu verfolgen, aber oft fehlt mir die Zeit, Dinge genauer anzuschauen, die jetzt gerade noch nicht aktuell sind. Ohne einen tieferen Einblick lässt sich da keine Prognose treffen. Hier einfach ohne zu reflektieren ein paar Buzzwords in den Raum zu werfen, wie Quantencomputing, Blockchain, usw., wie das die Fachpresse gerne tut, ist nicht meine Art.

13. Was ich euch noch sagen will: Wenn ihr dort draußen Entwickler werden wollt, dann sucht euch eine Möglichkeit, von jemandem mit Erfahrung zu lernen. Niemand kommt frisch von der Uni oder aus der Ausbildung und weiß genau, wo es lang geht und wie man richtig arbeitet. An der Uni hatten eure Programme mal ein paar Hundert, vielleicht Tausend Zeilen Code.

Im Beruf arbeitet ihr mit Software mit mehreren 10.000 Zeilen, verteilt auf mehrere Module und alles muss performant und effizient sein. Kein Kunde will auf einen Button drücken und dann drei Stunden warten, bis er ein Ergebnis erhält. Wenn ihr irgendwohin kommt, lernt von den Leuten, die schon länger im Beruf tätig sind. Bittet sie, wenn nötig, darum, sich die Zeit für euch zu nehmen. Euch etwas beizubringen, ist für denjenigen eine Investition. Er muss Zeit aufbringen und euch etwas beibringen wollen. Dafür wird er aber schnell jemanden haben, dem er Aufgaben bedenkenlos anvertrauen kann. Und gleichzeitig steigt euer Wert für die Firma. Am Ende gewinnen dabei alle.

 

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